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„Neugier, Wissensdurst und Freude an komplexen Themen“


Berlins Gesundheitssenatorin Dr. Ina Maria Czyborra. Foto: Hans-Christian Planbeck

Sie sind studierte und promovierte prähistorische Archäologin. Welchen Bezug hatten Sie bisher zu Gesundheits- oder Pflegepolitik?

Ich war im Berliner Abgeordnetenhaus für Wissenschaft zuständig. Dort gibt es selbstverständlich einen starken Bezug zur Gesundheits- und Pflegepolitik, insbesondere, da ich auch für die Charité zuständig war. Außerdem war ich dreieinhalb Jahre Landesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, da ging es auch um den Fachkräftemangel und die Lage der Sozial- und Gesundheitsberufe. Insofern ist mir mein Arbeitsbereich nicht fremd.

Wie beurteilen Sie die Situation der Kliniken in Berlin?

Berlin hat eine ausgezeichnete Krankenhauslandschaft, die allen Berlinerinnen und Berlinern schnelle und gute medizinische Versorgung ermöglicht. Gleichzeitig müssen sich aber auch die Kliniken veränderten Bedingungen anpassen. Alleine schon, wenn es um Zukunftsthemen, wie Klimaschutz oder die Herausforderungen durch die derzeitigen Kostensteigerungen geht.  Hier gibt es in den kommenden Jahren viel zu tun und Konflikte aufzulösen.

Welche Schwerpunkte werden Sie in der Krankenhauspolitik setzen?

Es muss in den kommenden Jahren darum gehen, die Krankenhauslandschaft in Berlin weiter zu entwickeln und besser auszustatten. Die Krankenhausreform ist dazu ein wichtiger und nötiger Schritt, den wir aber als Länder mitgestalten müssen.

Was würden Sie gerne – wenn Sie könnten – sofort verändern in der Gesundheits- und Pflegepolitik?

Ich glaube, eine der wichtigsten Fragen ist die Finanzierung des Gesundheitswesens und der Pflege insgesamt sein. Hier haben die Bundesländer allerdings nur bedingt Handlungsmöglichkeiten, da vieles im Bund geregelt wird. Als Sozialdemokratin ist es mir besonders wichtig, dass eine gute Pflege nicht vom Geldbeutel der Pflegebedürftigen oder ihrer Familien abhängt. Insofern bin ich eine große Freundin einer Pflegevollversicherung nach dem Beispiel der Krankenversicherung.

Wie stehen Sie zur geplanten Klinikreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach?

Im Grundsatz ist die Krankenhausreform nötig, darüber besteht Einigkeit, denn wir brauchen ein effizientes System in der Krankenhausversorgung. Diese Reform ist ein wichtiger Schritt, bei dem die Bundesländer aber intensiv mitreden müssen. Schließlich ist die Krankenhausplanung Sache der Bundesländer. Für Berlin ist es sehr wichtig, dass diese Reform kommt. Man kann aber nicht einfach eine Schablone auf die Deutschlandkarte legen und sagen, so oder so müssen sich die Bundesländer verhalten. Es ist etwas anderes, eine Krankenhausreform in einem Flächenland zu machen, als in einer Metropole wie Berlin. Ich bin aber sicher, dass wir hier auch zu einer Verständigung mit dem Bund kommen werden.

Wie wird sich die Krankenhausfinanzierung in Berlin unter Ihrer Regie entwickeln?

Wir sind ja gerade dabei, den Haushalt für die kommenden Jahre vorzubereiten, so dass in dieser Frage gerade Gespräche mit den Beteiligten laufen. Mir ist wichtig, dass die Krankenhäuser weiterhin gut ausgestattet sind, um ihren wichtigen Aufgaben gerecht zu werden und den Berlinerinnen und Berlinern auch am Stadtrand die beste Versorgung zu gewährleisten. Hier kommt der Digitalisierung aus meiner Sicht eine Schlüsselrolle zu.

Wird sich die Rolle der Bundesländer bei der Krankenhausplanung ändern?

Ich glaube, es ist gut und richtig, dass die Krankenhausplanung Sache der Länder ist und auch bleibt.

Sehen Sie vielleicht sogar Parallelen zu Ihren früheren Ausgrabungsprojekten und beispielsweise der Klinikreform? Wenn ja, welche?

In der Wissenschaft, auch der Archäologie, hat man es mit großen Datenmengen und komplexen Modellierungen zu tun. Neugier, Wissensdurst und Freude an komplexen Themen sind Voraussetzung für beides.

Haben Sie sogleich Ja gesagt, als der Senatorenposten an Sie herangetragen wurde, oder haben Sie sich Bedenkzeit ausbedungen?

Ich glaube, es gibt keinen Menschen, der zu so einer Aufgabe ohne nachzudenken wie aus der Pistole geschossen Ja sagt. Man muss wissen, dass der Job einer Senatorin nicht im Rahmen einer 40-Stunden-Woche zu erledigen ist. Insofern sollte man sich genau überlegen, was das mit einem selbst, aber auch mit der Familie macht, die einen dann vermutlich ein wenig seltener sieht als vorher. Es ist allerdings auch eine sehr reizvolle Aufgabe mit einer sehr hohen Gestaltungskraft, so dass ich sehr gerne zugesagt habe.

Was sagt Ihr privates Umfeld zu Ihrem neuen Berufsfeld?

Mein privates Umfeld steht voll hinter mir und unterstützt mich.

Katrin Rüter, Tanja Kotlorz