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Thema des Monats

Im Gespräch mit Dipl. Ing. Dirk Skalski, Leitung Abteilung Facility Management, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin


Foto: krü

Das Gebäude der neuen Reha-Klinik hat viele begeistert. Was ist das Besondere an diesem Bau aus Ihrer Sicht?

Der neue Bau ist wirklich schön und wir sind sehr stolz darauf. Aber wir haben zudem mit unserer neuen Reha-Klinik jetzt die Möglichkeit, die Rehabilitation gesetzlich Unfallversicherter völlig neu zu denken. Wir haben mit dem Neubau einen großen Schritt hin zur Integrierten Rehabilitation gemacht. Wir können alle Gruppen unter einem Dach behandeln: vom noch beatmungspflichtigen Patienten auf der Weaningstation über die pflegeintensiven Patienten der neurologischen Frührehabilitation bis zum hoffentlich bald arbeitsfähigen Patienten der muskuloskelettalen Reha.

Rehabilitation ist Teamarbeit. Dazu gehört, dass jede an der Reha beteiligte Berufsgruppe spezielle funktionsfähige Räume nutzen kann, aber alle dennoch auf kurzer Distanz gemeinsam arbeiten. Wir sind jetzt in der Lage, nahezu jeden Unfallverletzten zur Rehabilitation bei uns aufzunehmen, um ihn auf seine wieder Eingliederung in Familie, Beruf und in das Alltagsleben vorzubereiten. Steht zu Beginn der Rehabilitation noch die Behandlung der akuten Unfallfolgen im Vordergrund, wandeln sich die Behandlungsschwerpunkte im Verlauf hin zu arbeitsplatzorientierten Inhalten, um den Weg zurück in das frühere Leben zu unterstützen. Dieses Konzept nennen wir integrative Rehabilitation.

Die Rehabilitation im Rahmen der beruflichen Tätigkeit Verletzter ist eine Kernkompetenz berufsgenossenschaftlicher Kliniken. Die nahtlose Behandlung aus einer Hand stellt das Grundkonzept der gesetzlichen Unfallversicherung. Und dieses durchgängige Behandlungskonzept zu realisieren, das ermöglicht der Neubau hervorragend.

Hat die Reha hier eine Sonderrolle, ist die Finanzierung vielleicht sogar einfacher? Gibt es bei der Investitionsfinanzierung bei Reha-Kliniken ähnliche Probleme wie in Akutkliniken?

Die Finanzierung über die Gesetzlichen Unfallversicherungsträger ist sicher weniger problematisch. Aber die Zeiten ändern sich. Ich glaube nicht, dass wir dieses Gebäude heute genauso nochmal bauen könnten. Noch immer steht der Patient im Mittelpunkt, und Rehakliniken der Gesetzlichen Unfallversicherungsträger müssen hohen Anforderungen genügen. Aber auch wir haben es heute mit extremen Kostensteigerungen zu tun. Energie, Betriebskosten, Baukosten – auch für die Rehabilitationskliniken ist die Situation enorm schwierig geworden.

Auch die Coronakrise hat uns direkt getroffen, noch in der Bauphase. Beauftrage Firmen gingen in Insolvenz, andere, teurere Mitbewerber mussten beauftragt werden. Der Kostenrahmen insgesamt stand aber fest. So mussten wir die Ausstattung der Klinik mit Bildern erstmal zurückstellen. Noch im Frühjahr werden wir das nachholen und die Wände der Gänge mit Kunstwerken noch aufwerten.

Gibt es beim Bau von Rehakliniken andere Dinge zu beachten als bei Akutkliniken?

Es muss alles behindertengerecht sein. Jedes Bad, jede Tür und jedes Zimmer wird beim Klinikneubau größer angelegt. Die Anforderungen sind höher als in Akutkliniken. Hier ist vieles vorgegeben, was in anderen Krankenhäusern dem ökonomischen Druck weichen muss.

Ist Healing Architecture auch „schöne Architektur“?

Ja, ich denke schon. Nehmen wir beispielsweise das Farbkonzept der Healing Architecture, das die Architekten in unserer neuen Reha-Klinik umgesetzt haben: Es ist zurückhaltend und sehr schön. Aber nicht nur ästhetische Gesichtspunkte sind dabei ausschlaggebend: Von Ebene zu Ebene ändern sich die Farben. Das hilft den Patienten sehr bei der Orientierung. Auch die Symmetrie des Gebäudes mit dem markanten Atrium als Zentrum hilft den Patienten, sich zurechtzufinden. Sie fühlen sich hier sehr wohl, und das ist für die Genesung sicher hilfreich.  Durch Faktoren wie Lichteinfall, Gestaltung von Wand und Fußboden, Raumanordnung und Akustik wird der Genesungsprozess positiv beeinflusst.

Wie wirkt der Bau auf Patienten, gibt es Feedback? 

Die Reaktion der Patienten ist derart positiv, dass wir wohl mit einigem Recht davon ausgehen können, dass allein das Gebäude positiv auf die Patienten wirkt und der Heilung zuträglich ist. Die Patienten fotografieren das Gebäude, die Freitreppe und das Atrium und senden die Bilder an Familie und Freude wie aus dem Urlaub.

Und auf Mitarbeiter im Krankenhaus?

Eine angenehme Atmosphäre wirkt sich natürlich auch auf das Wohlbefinden der Ärzte, der Therapeuten und Pflegekräfte aus. Bei aller Transparenz gibt es eben auch Möglichkeiten des Rückzugs, und das Gebäude schafft eine gute Atmosphäre, die auch das Miteinander der Kolleginnen und Kollegen prägt. Wahrscheinlich empfindet man auch Stress wesentlich weniger stark in einer so angenehmen Umgebung. Das schöne Gebäude und seine Struktur machen es leicht, sich mit dem Haus zu identifizieren.