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Thema des Monats

Controlling: Im Gespräch mit Controlling-Experten des QuMiK-Verbundes


Celina Fuß, Sprecherin QuMiK AG Controlling, Kreiskliniken Reutlingen GmbH, Mitarbeiterin Betriebliches Controlling (Foto: Kreiskliniken Reutlingen GmbH)


Uwe Hornoff, Referent Controlling, QuMiK GmbH (Foto: QuMiK GmbH)


Axel Hechenberger, Pate der Geschäftsführer für QuMiK AG Controlling, Regionale Kliniken Holding RKH GmbH, Kaufmännischer Direktor und Stellvertreter des Geschäftsführers (Foto: Regionale Kliniken Holding RKH GmbH)

Der aktuelle BWKG-Indikator hebt hervor, dass zwei Drittel der baden-württembergischen Krankenhäuser derzeit rote Zahlen zu verzeichnen hätten. Welche Herausforderungen bedeutet die Pandemie für das Krankenhauscontrolling?

Axel Hechenberger: Die Pandemie bringt in dieser Hinsicht viele Herausforderungen mit sich. Die Kliniksteuerung ist massiv erschwert, weil es zu große Unsicherheiten bei Kosten und Erlösen gibt. Insbesondere sind Mengen- und Preissteigerungen schwer abschätzbar und auch dringend benötigte Ausgleichszahlungen. Zusätzlich ist der administrative Aufwand durch neue abrechnungsrelevante Parameter erhöht, zum Beispiel durch den Ganzjahresausgleich, Mehrkostenpauschalen und Covid-Versorgungsaufschlag. Als weitere Belastung kommen die schleppenden Budgetverhandlungen hinzu, die die ohnehin angespannte Liquiditätslage der Krankenhäuser noch weiter verschärfen. So ist das Pflegebudget für – wohlgemerkt – das Jahr 2020 noch nicht verhandelt, womit eine weitere Komponente für die Jahre 2021 und 2022 fehlt. Dies alles hat eine neue, erschwerte Ära für das Krankenhauscontrolling eingeläutet. 
 

Ist Erlösmanagement in Pandemie-Zeiten noch möglich?

Celina Fuß: Das Erlösmanagement ist durch die Pandemie erheblich erschwert worden. Dies betrifft hauptsächlich den elektiven Bereich. Durch die dynamische Situation waren wir gefordert, viel kurzfristiger und flexibler zu planen, um die Erlöse entsprechend steuern zu können. In den regelmäßigen Treffen im Verbund fand ein kontinuierlicher Austausch zur Bewertung der Lage statt, welcher die einzelnen Kliniken in ihrer Entscheidungsfindung unterstützt hat. Des Weiteren setzen wir konsequent auf optimierte Strukturen und Prozesse, die sich positiv auf die Erlössituation auswirken, insbesondere ein patientenorientiertes medizinisches Angebot, Einweisermanagement sowie Verweildauer- und Entlassmanagement.

Befördert eine Lücke von 500 Mio € nicht gedecktem Finanzierungsbedarf (laut BWKG-Indikator) nicht vor allem einen Verdrängungswettbewerb? Kann Kooperation noch gelingen?

Axel Hechenberger: Wir haben im QuMiK-Verbund langjährige Erfahrungen mit Kooperationen gesammelt und sind überzeugt, dass sich immer Ansätze für eine Zusammenarbeit finden lassen – und diese sich auch lohnen wird. Dafür spricht auch die Vielfalt der mittlerweile eingegangenen Kooperationen im QuMiK-Verbund: Die Gründung einer gemeinsamen Personalagentur, gemeinsame Vertragsgestaltung mit unterschiedlichen Dienstleistern und Festlegung von Standards sowie gemeinsame Budget- und Entgeltverhandlungen sind nur einige Beispiele für eine gelebte Kooperation im QuMiK-Verbund. Auch bilateral gibt es zahlreiche Beispiele dafür, wie die QuMiK-Kliniken mittlerweile untereinander vernetzt sind, beispielsweise Kooperationen mit medizinischen Spezialisten. 

Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung ist von der Notwendigkeit einer Krankenhaustrukturreform die Rede, mit hochspezialisierten Zentren auf der einen Seite und Grundversorgern auf der anderen. Spielt dies eine Rolle für die Controller?

Axel Hechenberger: Die Bildung von Zentren vollzieht sich bereits seit mehreren Jahren im QuMiK-Verbund und wird weiter ausgebaut. Inhaltlich hat dies Auswirkungen für den Bereich Controlling, da spezifische Themen, die die Zentren betreffen, hinzugekommen sind. In erster Linie betrifft dies Budget- und Entgeltverhandlungen, Umgang mit Zentrumszuschlägen, Mindestmengen und MDK-Strukturprüfungen. Dies führt auch dazu, dass sich Personal weiter zu spezialisieren hat oder gar neue Bereiche innerhalb des Controllings aufgebaut werden müssen.

Seit wann gibt es eine Arbeitsgruppe Controlling im QuMiK-Verbund?

Uwe Hornoff: Die AG Controlling wurde Ende 2010 im QuMiK-Verbund gegründet und setzt sich aus leitenden Controllern und Spezialisten der Verbundmitglieder zusammen. Im Rahmen der Gruppe wurde ein gemeinsames Controlling mit unterschiedlichen Benchmarks aufgebaut.

Welche Vorteile bringt der Verbund dem Einzelnen im Controlling?

Celina Fuß: Mithilfe der Benchmarks können fundierte Krankenhausvergleiche auf vielen Ebenen vorgenommen werden. Unsere Mitglieder erhalten so konkrete Hinweise, wo Verbesserungspotenziale liegen. Das gemeinsame Vorgehen stärkt aber auch das eigene Wissen der einzelnen Kliniken, beispielsweise durch Benchmarkwerte in Fachabteilungsvergleichen. Darüber hinaus findet in der AG Controlling ein umfassender Wissenstransfer statt: Spezialisten tauschen sich aus und wir führen gemeinsame Schulungen durch. Durch die gemeinsamen Aktivitäten kann eine einzelne Klinik mit der Arbeitsteilung im Verbund schneller vorankommen als ein Einzelkämpfer. Der langjährige und vertrauensvolle Austausch hat auch dazu geführt, dass die fachliche Unterstützung verbundübergreifend wirkt – im Sinne eines gut funktionierenden Teams.

Gibt es Synergiepotenziale?

Celina Fuß: Die gemeinsame Arbeit im Bereich Controlling lässt diverse Synergiepotenziale entstehen: Die wesentlichen Synergien liegen im Bereich der Transparenz, Arbeitsteilung sowie dem schnellen Zugriff auf Experten und Wissen. Für den effizienten Austausch wird das QuMiK-Intranet genutzt, eine digitale Plattform zur Unterstützung der QuMiK-Arbeitsgruppen. Strategische Themen können gemeinsam besser bearbeitet werden, dafür werden zum Teil auch kleinere Fachgruppen gebildet, die stellvertretend für den gesamten Verbund eine Lösung erarbeiten.

Welche Rolle spielen Benchmarks für das Controlling?

Uwe Hornoff: Benchmarks sind ein integraler Bestandteil der Verbundarbeit, sozusagen das Herzstück. Die Erstellung der Benchmarks basiert auf unseren QuMiK-Grundsätzen der Offenheit und Vertraulichkeit. Die Benchmarks werden als Instrument zur Informationsgewinnung und Grundlage für den Planungs- und Kontrollprozess genutzt. Die inhaltliche Abdeckung ist dabei sehr breit: Diese reicht von wesentlichen wirtschaftlichen Parametern, über umfassende Controlling-, Personal- und Produktivitätsbenchmarks bis hin zu speziellen Benchmarks, zum Beispiel für ausgewählte Bereiche wie Labor, OP, MDK, Reinigung oder Beköstigung. Die Orientierung an den Besten zeigt Verbesserungspotenziale. Besonders der Klinik-Vergleich auf Fachabteilungsebene unter Berücksichtigung eines leistungsbezogenen Vergleichbarkeitsindex stellt eine gute Basis für die Kommunikation mit Berichtsempfängern dar. Grundlage ist eine einheitliche Datendefinition, die ständig aktualisiert und optimiert wird. Die enorme Fülle der Daten, langjährige Erfahrung mit der Datenerhebung, deren regelmäßige Auswertung und der enge Austausch über die Ergebnisse bringen einen Datenvergleich von ganz besonderer Qualität hervor. Und bei auffälligen Ergebnissen hilft der kurze Draht zu einem Kollegen.

Gibt es bereits einheitliche Controlling-Standards?

Celina Fuß: Ja. Auf der Ebene der Kennzahlen für unsere Benchmarks haben wir einheitliche QuMiK-Standards etabliert. Die Standardisierung orientiert sich an den Definitionen des InEK-Kalkulationshandbuches. Darüber hinaus arbeiten wir an einer erweiterten Standardisierung: Der Einsatz des Reporting-Standards IBCS für die QuMiK-Benchmarks wird derzeit geprüft. Zudem bearbeiten Experten der AG Controlling das Strategiethema „Einheitliche Rechnungslegung“. Erste wichtige Schritte sind dazu erfolgt, indem mit einem Konten-Mapping für einzelne Kontengruppen begonnen wurde.

Arbeitsgruppe Controlling im QuMiK-Verbund

Umfangreiche Leistungs- und Kostenvergleiche sind integraler Bestandteil der Verbundarbeit und werden federführend von der AG Controlling im QuMiK-Verbund betreut. Die Erstellung von Benchmarks wurde in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet und verfeinert. Durch eine kontinuierliche Grundlagenarbeit über mehrere Jahre ist es mittlerweile gelungen, eine qualitativ hochwertige Datenbasis aufzubauen, die detailliert zwischen allen Mitgliedshäusern abgestimmt ist.
Die dadurch erreichte Aussagekraft der QuMiK-Benchmarks, mit der Möglichkeit zum direkten und offenen Austausch, hebt sich damit deutlich von üblichen Klinikvergleichen ab. Im Sinne der QuMiK-Strategie, nicht nur Qualitätsverbesserungen zu generieren, sondern auch die Wirtschaftlichkeit der Mitglieder zu erhöhen, wurde die Arbeitsgruppe Controlling Ende 2010 gegründet. Grundsätzlich sind die leitenden Controller des QuMiK-Verbundes Mitglieder der Arbeitsgruppe, die sich circa einmal im Quartal zu Präsenzsitzungen oder Web-Meetings treffen.
Für die Controller ist der Vergleich mit anderen Einrichtungen ein Instrument zur Informations-gewinnung und eine Grundlage für den Planungs- und Steuerungsprozess. Dabei nutzt die AG Controlling den Austausch zur kontinuierlichen Weiterentwicklung und Verbesserung der Controlling-Instrumente im QuMiK-Verbund.
Die Arbeitsgruppe unterstützt auch intensiv die Budget- und Entgeltverhandlungen im Verbund. Ausgewählte Experten der Gruppe und weitere Spezialisten beschäftigen sich mit allen Fragen der Budget- und Entgeltverhandlungen, im Wesentlichen für den Bereich des Krankenhaus-entgeltgesetzes. Dazu gehören der intensive Austausch über alle Aspekte der zu verhandelnden Sachverhalte ebenso wie die Kalkulation und der Austausch zu Kosten- und Leistungsgesichtspunkten bei Krankenhaus-individuellen Entgelten.

Der QuMiK-Verbund im Überblick

Der QuMiK-Klinikverbund (Qualität und Management im Krankenhaus) wurde 2001 durch fünf Krankenhausträger in Baden-Württemberg gegründet. QuMiK umfasst mittlerweile 15 kommunale Krankenhausträger in Baden-Württemberg mit 43 Kliniken sowie Gesundheitseinrichtungen und 13.500 Betten, die rund 43.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Jährlich werden in den Kliniken des Verbundes circa 500.000 Patienten stationär behandelt. Im QuMiK-Verbund findet ein vielfältiger Wissensaustausch statt. Ziel ist dabei die ständige Verbesserung von Qualität und Wirtschaftlichkeit in den Mitgliedskrankenhäusern. Durch strukturierte Vergleiche und gegenseitiges Lernen vom jeweils Besten stellen sich Geschäftsführer, Ärzte sowie Pflege- und Verwaltungspersonal den Herausforderungen im Gesundheitssystem. In 22 Arbeits- und Fachgruppen sowie 7 themenbezogenen Gruppen werden medizinische, betriebswirtschaftliche und technische Themen von Experten aller Einrichtungen gemeinsam bearbeitet. Fachtagungen und Informationsveranstaltungen runden das Spektrum des Wissensaustausches ab. Die Aktivitäten werden in den regelmäßigen Sitzungen der Geschäftsführer koordiniert. Die Geschäftsstelle der QuMiK GmbH mit Sitz in Ludwigsburg bietet den Mitgliedern administrative Unterstützung.

www.qumik.de