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Editorial

Nix bliev wie et wor


Et es wie et es, die in diesem ersten Artikel des Kölsche Grundgesetzes zum Ausdruck kommende Gelassenheit scheint das Leitmotiv des Kölner Bundestagsabgeordneten und Bundesgesundheitsministers zu sein, wenn man sein bisheriges Wirken betrachtet. Ratlosigkeit allüberall, wohin die vom Minister berufene Reformkommission die deutsche Krankenhauslandschaft wohl führt. Sogar manche der berufenen Mitglieder, so hört man fragen sich, welches Ziel und welches Leitbild man mit den einzelnen Arbeitsgruppen den eigentlich insgesamt erreichen will oder soll. Wat wellste mache? fragen sich auch die Verantwortlichen in den Kliniken, die in diesen Wochen beginnen, die Wirtschaftspläne für das Jahr 2023 zu schreiben. Selten waren die Prognosen so unsicher und gleichzeitig so düster wie in diesem Herbst. Nachdem der Minister nun alle Instrumente des Corona Rettungsschirms beiseite geräumt hat und die Schere von Kosten und Erlösen immer weiter auseinander geht bleibt manchen nur noch die sarkastische Feststellung, Et kütt wie et kütt. Nur unverbesserliche Optimisten können derzeit noch davon ausgehen, dass das Jahr 2023 ein gutes für die Krankenhäuser in Deutschland werden wird. Tatsächlich werden die Krankenhäuser in Deutschland nach der aktuellen Rechtslage rund 7 Mrd. € weniger Erlöse allein im DRG-Bereich haben als dies der Fall wäre, wenn es die Corona Pandemie nie gegeben hätte. Über die exorbitant gestiegenen Kosten, die diesen gesunkenen Erlösen gegenüber stehen haben wir noch gar nicht gesprochen. Und es ist noch nicht vorbei. Aktuell prognostizieren fast 90 % der Krankenhäuser, dass sie im kommenden Herbst und Winter erneut Operationen und Behandlungen absagen müssen. Et hätt noch immer jot jejange, hört man Karl Lauterbach den Patienten zurufen, die auf ihre medizinische Behandlung warten. Die Kostensteigerungen sind längst in den Kliniken angekommen und werden auch über den Jahreswechsel nicht verschwinden. Geplante und laufende Bauprojekte haben sich massiv verzögert und verteuert. Die Personalausfälle waren bereits im Sommer höher als in allen Vorjahren, und noch nie hatten wir in den Notaufnahmen in den Sommermonaten so große Probleme wie in diesem Jahr. Die Vorzeichen für das Jahr 2023 sind flächendeckend negativ. Wat wellste maache: Die Deutsche Krankenhausgesellschaft weist seit dem Frühjahr auf die sich zuspitzenden Probleme für die Krankenhäuser und die Gesundheitsversorgung in Deutschland insgesamt hin. Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder hat mit einstimmigen Beschlüssen den Bund aufgefordert, den Corona-Rettungsschirm wieder aufleben zu lassen und für einen Inflationsausgleich bei den Erlösen der Kliniken zu sorgen - geschehen ist nichts. Do laachste dech kapott, denkt Minister Lauterbach, sollen die Länder doch selbst erst mal ihren Investitionsverpflichtungen nachkommen, bevor sie mir die Schuld für die Misere in die Schuhe schieben. Und so schiebt einer dem anderen den Schwarzen Peter zu. Minister Lauterbach und seine Kolleginnen und Kollegen nehmen den kalten Strukturwandel offensichtlich mit rheinischer Gelassenheit zur Kenntnis, frei nach dem Motto: Wat fott es, es fott. Das RWI-Leibnitz Institut für Wirtschaftsforschung hat in seinem Krankenhaus Rating Report schon im Frühjahr deutlich darauf hingewiesen, dass im kommenden Jahr 80 % der Krankenhäuser rote Zahlen schreiben werden und fast 40 % insolvenzgefährdet sind, wenn sich die wirtschaftliche Lage nicht bessert. Nix bliev wie et wor, aber so haben sich die Bürger und Beschäftigten die Weiterentwicklung der Krankenhausversorgung nicht vorgestellt. Alle unsere konstruktiven Vorschläge zur verantwortlichen Weiterentwicklung des Systems sind irgendwo in den Schubladen des Ministeriums verschwunden - kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.

Das Vertrauen der Verantwortlichen in den Krankenhäusern in die aktuelle Gesundheitspolitik ist laut einer jüngsten Umfrage auf dem absoluten Tiefpunkt, viele rufen dem Minister zu: Maach et got, ävver nit ze off.

Wenn das alles nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen – Wahrscheinlich müssen wir uns mit Artikel 5 behelfen - Drinkste ene met?

Ihr

Dr. Gerald Gaß, DKG-Vorstandsvorsitzender