Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziel, während andere uns helfen diese Website und ihre Erfahrung zu verbessern.

Thema des Monats

Projekt: Mehr Frauen in Chefarztpositionen

Obwohl in Krankenhäusern mehr Frauen als Männer arbeiten, sind die meisten Führungspositionen mit Männern besetzt. Außerdem macht die bisherige Arbeitsorganisation eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben immer noch schwierig. Um hier innovative Wege zur Sicherung der Fachkräfte in Medizin und Pflege zu gehen, hat die München Klinik Drittmittel über die EU (Europäischen Sozialfonds, ESF) eingeworben. Das EU-Projekt zeigte, dass Programme und Maßnahmen mit dem Ziel, Fachkräfte im Krankenhaus durch Gleichstellungspolitik zu sichern, sinnvoll und erfolgreich sind. An dem Projekt haben auch kommunale Krankenhäuser in Hannover, Karlsruhe und Solingen teilgenommen. In der München Klinik zeigt das im April 2020 abgeschlossene Projekt bereits erste Erfolge.

In dem klinikübergreifend angelegten Projekt mit einem Gesamtvolumen von 2,6 Mio.€, bearbeiteten die vier kommunalen Krankenhäuser von 2017 bis 2020 das Thema „Fachkräfte sichern durch Gleichstellungspolitik im Krankenhaus“. Ziele des Projektes waren unter anderem die Verbesserung der Aufstiegschancen von Ärztinnen, innovative, lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle in der Pflege sowie Schulungen für Führungskräfte, um bewusste ebenso wie unbewusste geschlechtsspezifische Stereotypen abzubauen.

„Unser Projekt hat gezeigt, dass eine erfolgreiche Gewinnung von Fachkräften für die Kliniken nur gelingen kann, wenn die Chancengleichheit der Geschlechter besser wird. Das funktioniert aber nur, wenn die Unternehmensleitung wirklich dahintersteht und die Führungskräfte in der gesamten Organisation bereit sind, Gleichstellung in Zukunft ernst zu nehmen“, resümiert Dr. Andrea Rothe, Leiterin der Stabsstelle Betriebliche Gleichbehandlung in der München Klinik.

Mentoring als Erfolgsinstrument

Von den jungen Ärztinnen und Ärzten, die nach ihrem Studium in Kliniken zu arbeiten beginnen, sind etwa 65 % weiblich. Chefärztinnen hingegen sind nach wie vor rar gesät. Frauen sind in den obersten Führungs- und Entscheidungspositionen in der Medizin nur mit etwa 10 % vertreten. Die fehlende Chancengleichheit stellt nicht nur für die betroffenen Ärztinnen ein Problem dar, auch die Kliniken leiden darunter: Ihnen fehlen die Fachkräfte, weil viele Ärztinnen aufgrund der viel zitierten „gläsernen Decke“, also der begrenzten Aufstiegschancen, nach alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten suchen und beispielsweise in die Niederlassung gehen. Als erfolgreiches Instrument, um die Aufstiegschancen für Ärztinnen zu erhöhen, erwies sich im Rahmen des Projekts das Mentoring. Hintergrund war die Erkenntnis, dass für eine erfolgreiche Karriere nicht allein fachliche Qualifikationen ausschlaggebend sind, sondern ebenso Führungsqualifikationen sowie fördernde und unterstützende Beziehungen.

Frauen verfügen bisher seltener als Männer über solche Förderbeziehungen, die durch das Mentoring-Programm gefördert werden. Das Programm besteht aus drei Modulen: Im ersten Modul, den Mentoring-Tandems, bekommen die teilnehmenden Ärztinnen eine erfahrene Führungskraft zur Seite gestellt, um von ihr als Vorbild mit Ratgeberfunktion zu profitieren. Das zweite Modul des Mentoring-Programms sind Schulungen als Vorbereitung auf eine Führungsposition, unter anderem zu Themen wie „Gendermechanismen und selbstbewusst führen“ und „Wie funktioniert Krankenhausfinanzierung?“ Für besonders wertvoll erachten die beteiligten Ärztinnen das dritte Modul, nämlich die Netzwerkbildung durch regelmäßige Treffen, in denen ein vertrauensvoller Austausch im Sinne einer kollegialen Beratung möglich ist. Ziel des Netzwerkes ist auch, den sogenannten „old boys networks“ der Männer etwas entgegenzusetzen. Der Einstieg in das Mentoring-Programm der München Klinik ist fortlaufend möglich. Von den 48 Ärztinnen, die bisher am Programm teilnahmen bzw. teilnehmen, haben 34 Ärztinnen den Sprung zur Oberärztin geschafft, drei der Ärztinnen eröffneten eine eigene Praxis.

Veränderung fängt im Kopf an

Dennoch zeigen die Fakten, dass es mit der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen in Führungs- und Entscheidungspositionen kaum vorangeht. Grund dafür sind oft unbewusste Einstellungen, Verhaltensweisen und Mentalitätsmuster. In dem Europa-Projekt wurden daher in der München Klinik für administrative Führungskräfte, Chefärzte, Betriebsräte und Personalreferenten Schulungen zum Thema „Unconscious Biases“ angeboten. In einem gemeinsamen Reflexionsworkshop mit Mitgliedern aller Berufsgruppen wurden abschließend Lösungsansätze erarbeitet, die zukünftig in die Praxis einfließen werden. Das betraf beispielsweise Überlegungen zu verpflichtenden Führungskräfteschulungen zu Unconscious Biases ebenso wie eine kritische Reflexion der Wortwahl in Stellenanzeigen für Führungspositionen so wieder Hinweis auf die Möglichkeit des Jobsharings in Stellenausschreibungen.

Die Projektergebnisse finden Sie unter: Rothe, Andrea (2020): Chancengleichheit im Krankenhaus: Innovative Wege zur Fachkräftesicherung. Nachhaltige Verankerung gleichstellungsorientierter Organisations- und Personalentwicklungsstrukturen. Qubic, Hannover. ISBN: 978-3-00-065402-2 und online unter:https://www.muenchen-klinik.de/unternehmen/profil/wir-ueber-uns/gender-und-diversity/#c55467