Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziel, während andere uns helfen diese Website und ihre Erfahrung zu verbessern.

Aktuelles

News

Reif für die Zukunft?


Erste Ergebnisse des DigitalRadars Krankenhaus liegen vor

Die ersten Ergebnisse des DigitalRadar Krankenhaus wurden jetzt veröffentlicht. Sie offenbaren Stärken und drängende Handlungsfelder auf dem Weg zu einer digitalen Krankenhauslandschaft. Der digitale Reifegrad ist nach den Anforderungen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) verpflichtend für die Krankenhäuser, die sich auf Grundlage der neun Fördertatbestände beworben haben. Mit dem KHZG stellen Bund und Länder bis zu 4,3 Mrd. € für die digitale Infrastruktur der Krankenhäuser in Aussicht. Das Bundesministerium für Gesundheit hatte im Rahmen einer Ausschreibung das Konsortium „DigitalRadar“ beauftragt, diese Evaluation Analyse und Bewertung des grundsätzlichen Standes der Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern durchzuführen.

Nationale Bestandsaufnahme zur Digitalisierung

Die erste DigitalRadar Reifegraderhebung kommt einer nationalen Bestandsaufnahme gleich. Weltweit gab es nie zuvor ein so umfangreiches, einheitliches Benchmarking mit dem konkreten Ziel, die Digitalisierung der Krankenhauslandschaft eines Landes zu vermessen und daraus Bedarfe zur Verbesserung der Versorgung abzuleiten. Die Ergebnisse sind erwartungsgemäß sehr unterschiedlich.

Diese erste Evaluation habe deutlich gemacht, dass es vor allem in den Dimensionen klinische Prozesse, Informationsaustausch, Telehealth und Patientenpartizipation Entwicklungsbedarf gibt, so DigitalRadar in einer Presseerklärung zur Veröffentlichung der Ergebnisse. Auch die Weitergabe strukturierter Daten im Krankenhausbereich sowie die Interoperabilität zwischen den vorherrschenden Softwarelösungen sei ausbaufähig. Das durchschnittliche Ergebnis des sogenannten DigitalRadar Score der deutschen Krankenhäuser liegt bei 33,25 von 100 erreichbaren Punkten, wobei die Ergebnisse breit streuen (Standardabweichung 10,18) und sich je nach Trägerschaft und Größe der Krankenhäuser unterscheiden. Der niedrigste Punktwert liegt bei 3,27 Punkten, der höchste erreichte Punktewert liegt bei 63,87 Punkten. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Krankenhäuser unterschiedlich weit auf dem Weg zur Digitalisierung sind und dabei Prioritäten verschieden setzen. Es wird sehr interessant sein, zu sehen, inwiefern das Investitionspaket des KHZG diese Variation für eine bessere Versorgung senken kann“, so Prof. Dr. Alexander Geissler, Co-Projektleiter des DigitalRadar.

„Mit dem KHZG hat der Bund die Grundlage für einen zielgerichteten und nachhaltigen digitalen Ausbau der Krankenhäuser gelegt. Der Krankenhauszukunftsfonds und die darin festgelegten Fördertatbestände adressieren explizit die durch den DigitalRadar festgestellten Bedarfe. So wurden allein in den Fördertatbeständen ,Digitale Dokumentation‘ und ,Patienten portale‘, wo der DigitalRadar erhebliche Nachholbedarfe identifizierte, jeweils über 1 000 Förderanträge gestellt. Durch das Investitionsprogramm werden Lücken in der Digitalisierung geschlossen und Krankenhäuser auf ihrem Weg in die digitale Zukunft systematisch unterstützt. Infolgedessen werden wir die digitale Reife deutscher Krankenhäuser in den nächsten Jahren spürbar verbessern“, so Thomas Renner, stellvertretender Abteilungsleiter für Digitalisierung und Innovation im Bundesministerium für Gesundheit.

Deutsche Krankenhäuser im internationalen Vergleich „gut positioniert“

Der internationale Vergleich der deutschen Krankenhäuser auf Basis der prognostizierten EMRAM-Stufen liefert wichtige Erkenntnisse über die Fortschritte auf dem Weg zur digitalen Reife. Prof. Dr. Sylvia Thun, Co-Projektleiterin des DigitalRadar, ordnet das Ergebnis ein: „Das DigitalRadar-Modell bietet eine umfassende Einschätzung der digitalen Reife deutschlandweit und enthält zudem einen geschätzten EMRAM-Reifegrad, der ein globales Benchmarking ermöglicht. Die Ergebnisse zeigen, dass Krankenhäuser in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern wesentliche Fortschritte gemacht haben und nun gut positioniert sind, um die digitale Reife in vorrangigen Bereichen wie Interoperabilität und Patientenpartizipation voran zu treiben.“

Die prognostizierten EMRAM-Indikatoren zeigten, dass knapp ein Drittel der deutschen Krankenhäuser die Kernforderungen des internationalen Modells mit geschätzten Reifegraden bis zur Level-5-Zertifizierung erfüllen. Die restlichen 69 % der Krankenhäuser hätten gute Möglichkeiten, sich einem höheren Score zu nähern, indem sie digitale Lösungen im Bereich der Radiologie, des Labors oder der Kardiologie vorantreiben. Bis heute zeigten Daten, dass die Mehrheit der Krankenhäuser in vielen OECD-Ländern bei EMRAM-Bewertungen auf der Stufe 0 abschneiden. Mit dem jetzigen Ergebnis schneidet Deutschland im Vergleich zu beispielsweise Australien oder Kanada solide ab: Wesentlich mehr deutsche Krankenhäuser haben im Vergleich den Reifegrad 0 überschritten.

„Förderung konsequent umsetzen“

„Mit der Veröffentlichung erster Ergebnisse aus der Erhebung des digitalen Reifegrades deutscher Krankenhäuser bestätigt sich, dass die Förderung durch das KHZG nun konsequent umgesetzt werden muss“, so DKG-Vorstandsvorsitzende Dr. Gerald Gaß.

Bei der digitalen Einbindung der Patientinnen und Patienten in den Behandlungsprozess weise das DigitalRadar noch erheblichen Nachholbedarf aus, so Gaß weiter. Hier warteten die Krankenhäuser auf die Bewilligung von über 1 000 Förderanträgen zum Aufbau von Patientenportalen durch das Bundesamt

für soziale Sicherung. Die DKG hatte in der Vergangenheit auf eine zügige Abarbeitung gedrängt. Die Ergebnisse der Reifegradmessung hätten die Dringlichkeit noch einmal bestätigt.

Wichtig sei, dass nun transparent mit den detaillierten Auswertungsergebnissen der Befragung umgegangen wird und diese auch den Bundes- und Landesverbänden der Krankenhäuser zugänglich gemacht werden, um sie im Rahmen gesetzlich übertragener Aufgaben bei der Digitalisierung des Krankenhausbereichs berücksichtigen zu können.

Dass sich die Bewilligung der Fördermittel nun noch weit in das Jahr 2022 hineinziehen wird, erschwere die ohnehin prekäre Situation der Krankenhäuser im Kampf um entsprechende Ressourcen weiter. Krankenhäuser waren gezwungen, teils in wenigen Wochen ihre Bedarfsanmeldungen bei den zuständigen Stellen der Länder einzureichen. Insofern erwarteten die Krankenhäuser nun zurecht, dass die Bewilligung der beantragten KHZG-Fördermittel deutlich an Fahrt gewinnt. Die zur Umsetzung der Digitalisierungsmaßnahmen notwendige Zeit schrumpfe immer weiter zusammen.

„An der Sanktionsverpflichtung ab dem Jahr 2025 kann der Gesetzgeber unter diesen Umständen nicht festhalten“, sagt der DKG-Vorstandsvorsitzende.

Sebastian Zilch zeigt sich nicht überrascht vom Ergebnis. Der Geschäftsführer des Bundesverbands Gesundheits-IT (bvitg) erklärt: „Den Krankenhäusern stehen seit Jahren unzureichende Mittel zur Finanzierung der Digitalisierung zur Verfügung. Die Milliarden des KHZG sollen diese Defizite in einem sehr engen Zeitkorridor lösen. Aber schon jetzt ist klar: Die Probleme bleiben, wenn die Finanzierungsspritze endet. Wir brauchen eine Finanzierungsstruktur, die Investitionen in die Digitalisierung heute und in Zukunft ermöglicht.“

Aus Sicht des bvitg sind aber auch positive Erkenntnisse ableitbar: „Viele administrative Prozesse sind schon gut digital aufgestellt – und das bereits seit Jahrzehnten. Im Bereich der digital unterstützen Versorgung ist jedoch viel Luft nach oben. Durch das KHZG besteht hier Hoffnung, zum Beispiel bezüglich der Nutzung von Telekonsilen oder Patientenportalen. Wir brauchen vor allem eine Diskussion um zukünftige Versorgungsprozesse – das Problem ist nicht die Technologie, sondern der zumeist analog gedachte Prozess.“

Krankenhaus Dashboard zur Visualisierung und Strategieentwicklung

Um die Ergebnisse des DigitalRadars für die Krankenhäuser nutzbar zu machen, hat das Konsortium ein Dashboard entwickelt, das den Krankenhäusern seit dem 11. Februar zur Verfügung steht. Durch die visualisierten Ergebnisse – nach DigitalRadar-Dimensionen, Fördertatbeständen und klinikinternen Prozessen – können die Krankenhäuser weitere Analysen von potenziellen Handlungsfeldern anstoßen. Darüber hinaus schaffen die Dashboards anhand von Filterkriterien unterschiedliche Vergleichsmöglichkeiten.

Auch eine Überleitung des DigitalRadar zum weit verbreiteten EMRAM-Reifegradmodell ist in den Dashboards enthalten. Jedes Krankenhaus ist nun in der Lage, seinen Fortschritt in Richtung digitaler Reife zu verfolgen, indem es via DigitalRadar über das EMRAM-Level informiert wird, dass es bei einer vollwertigen Zertifizierungen durch die Healthcare Information and Management Systems Society (HIMSS) wahrscheinlich erhalten würde. Die Dashboards für die Krankenhäuser werden in den kommenden Monaten um weitere Analysemöglichkeiten ergänzt.

Zeitgleich wird das Konsortium DigitalRadar die erhobenen Daten analysieren und auswerten. Die Kommunikation dieser detaillierten Ergebnisse aus der ersten Datenerhebung ist für Mitte 2022 geplant. Das Konsortium „DigitalRadar“ wurde im vergangenen Jahr vom Bundesministerium für Gesundheit mit der Evaluation des Krankenhauszukunftsfounds beauftragt. Die Projektpartner sind HIMSS Europe, inav – Institut für angewandte Versorgungsforschung, Lohfert & Lohfert, RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und die Universität St. Gallen. krü