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Thema des Monats

Aus- und Weiterbildung: Das Praktische Jahr. Ranking und Gütesiegel

Das „Faire PJ-Zertifikat“

Die Rahmenbedingungen im Praktischen Jahr des Medizinstudiums für die Studierenden maßgeblich zu verbessern – das ist das Ziel, für das sich der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) einsetzt. Seit Februar 2020 gibt es, kreiert von der bvmd zusammen mit ethimedis, nach eigenen Angaben Deutschlands größtes Karrierenetzwerk für Ärzte und Kliniken, ein PJ-Ranking für alle Kliniken und Fachabteilungen, in dessen Rahmen das Faires PJ-Zertifikat vergeben werden kann.

Im Rahmen einer Petition „für ein faires Praktisches Jahr“, mit der die bvmd im Frühjahr 2019 medienwirksam die die Rahmenbedingungen im PJ kritisierte, konnten mehr als 100 000 Unterstützer mobilisiert werden. Seitdem hat sich Einiges getan: Etliche Kliniken sind in Verhandlung mit den Studierenden getreten, vielfach wurden die Rahmenbedingungen im Praktischen Jahr bereits verbessert. In den am Ende vergangenen Jahres versandten Arbeitsentwurf zur ärztlichen Approbationsordnung wurden die Forderungen nach einem eigenen Arbeitsplatz, Zugang zum Patientenverwaltungssystem, die Bereitstellung von Arbeitsmitteln wie Arbeitskleidung sowie klar definierten ärztlichen Tutoren für die Studierenden mit aufgenommen.

„Objektives PJ-Ranking“

Das PJ-Ranking beruht auf objektiven Kriterien, die über einen Algorithmus zu einer einheitlichen Bewertung der Rahmenbedingungen im PJ führen. Diese Systematik bietet neben der Vergleichbarkeit zusätzliche Vorteile gegenüber subjektiven Erfahrungsberichten: Durch die Objektivierung der Bewertung wird die Transparenz hinsichtlich bestehender Rahmenbedingungen deutlich erhöht, sodass Studierende ihre PJ-Stellen im direkten Vergleich der Abteilungen sorgfältig auswählen können. Darüber hinaus können die Kliniken und Studierenden einheitlich den Status Quo erheben, das Ausmaß einzelner Entscheidungen quantifizieren und die Veränderungen zeitlich dokumentieren, um so gemeinsam eine nachhaltige Strategie zur stetigen Verbesserung der Lern- und Lehrbedingungen im letzten Studienabschnitt zu entwickeln.

PJ-Studierende haben darüber hinaus die Möglichkeit, für weitere Eindrücke ihre individuellen Erfahrungen auf der Informationsplattform zu teilen.

Faires PJ-Zertifikat

Mit dem „Fairen PJ-Zertifikat“ werden seit Februar 2020 Kliniken für ein Jahr ausgezeichnet, die definierte Standards erfüllen. Dies erleichtert PJ-Studierenden die Auswahl ihrer Lehrkrankenhäuser anhand relevanter Qualitätskriterien im Bereich der Lehre sowie struktureller Grundlagen.

Beispiele sind ein strukturierter PJ-Unterricht anhand eines definierten Curriculums, ein effektives PJ-Mentoring-System, Bereitstellung von Arbeitskleidung und Spind, Zugang zum Patientenverwaltungssystem und eine Vergütung in Höhe von mindestens 350 €.

Nach entsprechender Zusicherung und fortbestehender Einhaltung der Qualitätskriterien kann das Zertifikat jährlich verliehen werden. In den kommenden Monaten werden die bvmd und ethimedis Universitätskliniken und Lehrkrankenhäuser in Deutschland zur Zertifizierung kontaktieren und in das PJ-Ranking integrieren.

Voraussetzungen für das Faire PJ-Zertifikat

Grundsätzlich kann das Faire PJ-Zertifikat jede Fachabteilung einer Universitätsklinik oder eines Lehrkrankenhauses erhalten. Die Zertifizierung für ein Faires PJ erfolgt je Fachabteilung, da in den jeweiligen Fachabteilungen einer Klinik unterschiedliche Rahmenbedingungen gelten können.

Kliniken müssen sich zunächst für die Zertifizierung bewerben. Anschließend werden die Kliniken und ihre einzelnen Fachabteilungen überprüft. Erfüllt die Klinik und die Fachabteilung die zur Zertifizierung erforderlichen Qualitätsmerkmale, erhält sie das Faire PJ-Zertifikat.

Die Prüfkriterien umfassen objektive Qualitätsmerkmale hinsichtlich der in den Kliniken geltenden Rahmenbedingungen, transparenzfördernde Maßnahmen der Kliniken sowie eine Zusicherung der PJ-Bedingungen.

  • Kriterium 1: PJ-Vergütung

Für die Zertifizierung ist eine monatliche PJ-Vergütung i.H.v. mindestens 350 € an die PJ-Studierenden auszuzahlen.

Die PJ-Vergütung kann mit einer Aufwandsentschädigung oder in Form einer sonstigen Vergütung bzw. sonstigen Zulage erfüllt werden. Eine sonstige Zuwendung kann beispielsweise ein Verpflegungskostenzuschuss, ein Wohnkostenzuschuss, oder ein Fahrtkostenzuschuss sein, welcher allen PJ-Studierenden zusteht.

Die Für die Zertifizierung erforderliche Mindest-PJ-Vergütung wird jährlich neu festgelegt. Sie wird auf Grundlage der durchschnittlichen PJ-Vergütung in Deutschland ermittelt.

  • Kriterium 2: Arbeitskleidung

Für die Auszeichnung mit dem Faires PJ-Zertifikat muss den PJ-Studierenden die erforderliche Arbeitskleidung kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.

Arbeitskleidung ist nicht erforderlich, wenn auch die in der Fachabteilung tätigen Ärztinnen und Ärzte während der Arbeit lediglich Freizeitkleidung tragen. Dies ist beispielsweise häufig in der Psychiatrie und Psychotherapie der Fall.

  • Kriterium 3: Verpflegung

Für das Faires PJ-Zertifikat muss den PJ-Studierenden mindestens eine Mahlzeit pro Arbeitstag kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Die kostenfreie Verpflegung kann durch eine PJ-Vergütung kompensiert werden, welche die gemäß Kriterium 1 zur Zertifizierung erforderliche Mindest-PJ-Vergütung übersteigt. In diesem Fall muss die PJ-Vergütung inklusive aller sonstigen Zuwendungen nach Abzug der Kosten für eine Mahlzeit pro Arbeitstag weiterhin mindestens die gemäß Kriterium 1# erforderliche Mindest-PJ-Vergütung betragen.

  • Kriterium 4: Selbststudium

Zur Zertifizierung muss den PJ-Studierenden während der regulären Arbeitszeit auch Zeit zum Selbststudium eingeräumt werden.

Kriterium 5: PJ-Unterricht

Für das Faires PJ-Zertifikat muss für die PJ-Studierenden regelmäßig PJ-Unterricht angeboten werden.

  • Kriterium 6: Spind

Für die Auszeichnung mit dem Faires PJ-Zertifikat muss den PJ-Studierenden ein Spind zur Verfügung gestellt werden. Alternativ kann dieses Kriterium auch durch eine alternative Möglichkeit zur sicheren Aufbewahrung der persönlichen Gegenstände erfüllt werden.

  • Kriterium 7: PJ-Curriculum

Zur Zertifizierung ist ein PJ-Curriculum erforderlich. Das PJ-Curriculum muss bei ethimedis hinterlegt werden und für alle PJ-Studierende einsehbar sein.

  • Kriterium 8: PJ-Mentor

Für das Faires PJ-Zertifikat muss in der Fachabteilung ein PJ-Mentor eingerichtet und verantwortlich sein.

  • Kriterium 9: Frühbesprechung und Visiten

Für die Auszeichnung mit dem Faires PJ-Zertifikat müssen die PJ-Studierenden regelmäßig in Frühbesprechungen und Visiten einbezogen werden.

  • Kriterium 10: Relevante PC-Systeme

Für das Faires PJ-Zertifikat muss den PJ-Studierenden ein eigener Zugang zu allen für den Arbeitsalltag erforderlichen PC-Systemen bereitgestellt werden.

  • Kriterium 11: Transparenz

Zur Zertifizierung muss die Klinik alle Fragen zu den Rahmenbedingungen im PJ in allen Fachabteilungen wahrheitsgemäß beantworten. Die Informationen werden in den Profilen der Fachabteilungen hinterlegt und können dort eingesehen werden. Die Daten werden im Namen der Klinik veröffentlicht und die Klinik ist für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Daten verantwortlich.

  • Kriterium 12: Garantierte Rahmenbedingungen

Für das Faires PJ-Zertifikat muss die Klinik den PJ-Studierenden verbindlich zusichern, dass die in den Kriterien 1 bis 10 für den Zertifizierungszeitraum eingehalten werden.

  • Kriterium 13: Aufforderung zur Bewertung

Zur Auszeichnung mit dem Faires PJ-Zertifikat müssen die PJ-Studierenden im Anschluss an das jeweilige Tertial bzw. Quartal aktiv zur Abgabe einer PJ-Bewertung bei ethimedis aufgefordert werden.

Die Verwaltungsgebühr für die erstmalige Prüfung beträgt 590 €, für die Rezertifizierung 490 €.

Die Verwaltungsgebühr ist auch zu entrichten, wenn einzelne oder alle Fachabteilungen das Zertifikat aufgrund nicht erfüllter Zertifizierungskriterien nicht erhalten.

Nähere Informationen und alle Qualitätskriterien des Faires PJ-Zertifikat finden Sie auf www.ethimedis.de/content/faires-pj-zertifikat/. Das PJ-Ranking ist unter https://www.ethimedis.de/pj-ranking zu finden.

Weiterführende Informationen zu dem Projekt Faires PJ finden Sie auf der Webseite https://www.bvmd.de.