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Thema des Monats

VCC-West: Kliniken in West Brandenburg kooperieren in der Corona-Krise


Verlegungsprozess VCC West Brandenburg gemäß Triage


Das Städtisches Klinikums Brandenburg hat die Federführung der Klinik-Kooperation in Brandenburg West. Foto: Städtische Klinikum Brandenburg GmbH

Die Corona-Pandemie stellt die Gesundheitsversorgung auch außerhalb von Großstädten vor große Herausforderungen. Im Westen Brandenburgs haben sich im März dieses Jahres Kliniken zu einem Netzwerk zusammengefunden: Das oberste Ziel der Klinikkooperation ist die optimale medizinische Versorgung aller Patienten unter Berücksichtigung der vorhandenen Gesamtressourcen. COVID-19-Patienten können so innerhalb des Netzwerks barrierefrei gesteuert werden, gleichzeitig wird die Funktionsfähigkeit des zentralen Schwerpunktversorgers und aller beteiligten Krankenhäuser gesichert.

Unter Federführung der Städtisches Klinikums Brandenburg GmbH und mit starker kollegialer Unterstützung der RECURA Kliniken Beelitz Heilstätten und des Johanniter-Krankenhauses Treuenbrietzen können damit Bettenkapazitäten, medizinischer Ressourcen und Klinikpersonal im Versorgungsgebiet für die Behandlung von Patienten mit COVID- 19 koordiniert werden.

Kernelement der Klinikkooperation, in die auch das Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz (MSGIV) Brandenburgs einbezogen ist, ist eine abgestimmte und zentral gesteuerte Arbeitsteilung zwischen den Kliniken unterschiedlicher Versorgungsstufen und den Fachklinikenim Versorgungsgebiet. So können Krankenhausbetten für schwer erkrankte COVID- 19-Fälle gezielt freigehalten und Transportressourcen geschont werden. Die Kliniken mit intensivmedizinischen Betten werden entlastet, indem Patienten ohne COVID-19-Erkrankung unkompliziert verlegt werden können.

Personelle Unterstützung für die Koordinationsstelle selbst wurde vom Städtischen Klinikum Brandenburg, den Recura Kliniken Beelitz-Heilstätten sowie aus dem Krankenhaus Johanniter Treuenbrietzen und sogar dem Medizinischen Dienst der Krankenkasse bereitgestellt.

Durch die Arbeit der Koordinierungsstelle des VCC West ist zudem gelungen, bestimmte Kliniken des Netzwerks, die auf andere Erkrankungen spezialisiert sind, frei von COVID-19 Infektionen zu halten. Zwischenzeitlich waren bei der Hälfte der Kliniken im Verbund keine COVID-19 Infektionen stationär aufgenommen worden. Dieses Vorgehen soll möglichst dauerhaft die Funktionsfähigkeit der Krankenhäuser der gesamten Region sichern.

Als sich die teilnehmenden Krankenhäuser über ein Versorgungsnetzwerk verständigten, war noch nicht absehbar, dass ein Schwerpunktversorger der Region mit rund 1 100 Betten, das Ernst-von Bergmann-Klinikum, als „Covid-19-Hotspot“ durch das ansässige Gesundheitsamt vom Netz genommen würde. Im größten Potsdamer Krankenhaus hatten sich Infektionen mit dem Sars-CoV-2- Erreger bei Patienten und Mitarbeitern gehäuft. Mehr als 40 COVID-19-Patienten starben bisher. Aufgrund der angespannten Situation in Potsdam übernahm die zentrale Koordinierungsstelle des Netzwerks bereits Anfang April 2020 das Überleitungsmanagement der gesamten Region Westbrandenburgs und unterstützte die Patientensteuerung von Brandenburg an der Havel aus. Weitere zehn Krankhäuser der Region schlossen sich dem Netzwerk an, in dem nun 19 Krankenhäuser zusammenarbeiteten.

Durch die Kooperation in Verbindung mit einer zentral gesteuerten Arbeitsteilung aller beteiligten Kliniken konnten seit April 2020 allein durch das VCC Westbrandenburg 500 Patienten nach quantitativen als auch nach qualitativen Anspruchskriterien koordiniert werden. Dies zeigt deutlich die Funktionsfähigkeit der Koordinierungsstelle. Schon frühzeitig wurde eine zentrale Rufnummer etabliert und kommuniziert, um entsprechend handlungsfähig zu sein. Ein Koordinierungsteam, bestehend aus Mitarbeitern des MDK, Studenten der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB), einer ehemaligen leitenden Laborassistentin, einem Referenten der Geschäftsführung und dem Leiter der Koordinierungsstelle, steuern die zu verlegenden Patienten zentral in einem 24/7-Dienstmodel. Die Steuerungsgruppe, die oberhalb des Einzelkrankenhauses agiert, ist zusätzlich mit einem medizinischen Beirat (Pneumologie, Krankenhaushygieniker, Anästhesisten) ausgestattet, um auf medizinisch relevante Fragen, die bei der Koordinierung erfahrungsgemäß entstehen, eingehen zu können.

Seit Mai 2020 arbeitet die Zentrale Koordinationsstelle des Krankenhausnetzwerks zudem mit einer digitalen Plattformlösung zur zentralen Steuerung der Patienten und der vorhandenen Gesamtressourcen in Echtzeit. Mithilfe der PlattPlattform „Recare“ können Verlegungen von Krankenhauspatienten in andere Kliniken angefragt und organisiert werden. Ein Tool, das bei steigenden Fallzahlen in Zeiten von Engpässen entscheidend unterstützen kann. Ärzte und Koordinatoren können auf Recare Verlegungsanfragen erhalten oder selbst senden. Bei der Suche von Verlegungsmöglichkeiten wird ein kurzes und präzises Patientenprofil angelegt. Die Plattform kontaktiert daraufhin eigenständig relevante Kliniken mit passenden Verfügbarkeiten zur Aufnahmeentscheidung. Bettenkapazitäten – sowohl für Normal- als auch Intensivstationen – können mit minimalem Aufwand gepflegt werden. Durch die offenen Schnittstellen können die Kapazitätsdaten mit anderen zentralen Registern synchronisiert werden.

Fazit

Die frühzeitige Etablierung der Koordinierungsstelle und der zeitnahe Aufbau des Kooperationsnetzwerks haben die Handlungsfähigkeit der Krankenhäuser angesichts der Pandemie und damit eine optimale und auf den Patienten abgestimmte medizinische Versorgung der Brandenburger aus der Region West während der Corona-Pandemie sichergestellt. Hervorzuheben sind vor allem die positiven Synergien während der angespannten Zeit. Die Welle der Hilfsbereitschaft unter den Krankenhäusern und Akteuren des Gesundheitswesens war überwältigend. Ein reger Austausch von Erfahrungen und Know-how im Umgang mit der Pandemie hat sich schnell etabliert, auch medizinische Güter zum Schutze der Patienten und Mitarbeiter wurden ausgetauscht. Rund um ist die „Feuertaufe“ bestanden, alle Beteiligten blicken optimistisch in die Zukunft: Für eine eventuelle „zweite Infektionswelle“ sei man vorbereitet.

Das Versorgungs-Cluster Corona West Brandenburg (kurz: VCC West) ist ein umfassendes Kooperationsnetzwerk von 19 Kliniken aus den kreisfreien Städten Brandenburg an der Havel sowie der Landeshauptstadt Potsdam und den Landkreisen Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming und dem Havelland. Das Versorgungsgebiet umfasst mit mehr als 800 000 Einwohnern etwa ein Drittel der Einwohner des Landes Brandenburg. Zum VCC West gehören: Städtisches Klinikum Brandenburg; RECURA Kliniken Beelitz-Heilstätten; Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen; Caritas St. Marienkrankenhaus Brandenburg; Asklepios Klinikum Brandenburg; Klinikum Westbrandenburg (Kinderklinik); Vamed Klinik Hohenstücken; Havelland Kliniken Rathenow und Nauen; Reha Klinik Oberlin Bad Belzig; Evangelisches Diakonissenhaus Lehnin; Ernst von Bergmann Klinikum, Standort Potsdam und Standort Bad Belzig; Alexianer St. Josefs Krankenhaus Potsdam; Evangelisches Zentrum für Altersmedizin Potsdam; Oberlinklinik Potsdam; Evangelisches Krankenhaus Ludwigsfelde-Teltow; KMG Klinikum Luckenwalde.

 Bericht: Christian Pellehn, Leiter Koordinationsstelle VCC-West