Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziel, während andere uns helfen diese Website und ihre Erfahrung zu verbessern.

Editorial

Liebe Koalitionäre

Liebe Koalitionäre,

die Würfel sind gefallen, die Wähler haben entschieden und Ihnen den Auftrag zur Gestaltung der Zukunft unseres Landes übertragen. Nach den aufregenden Wochen vor der Wahl geht es nun weiter: Wer mit wem, wann ist es soweit und was steht als Programm für die kommenden vier Jahre in dem Koalitionsvertrag, den Sie nun sicher über viele Wochen verhandeln werden. Wir alle sind sehr gespannt.

Denn die Bürgerinnen und Bürger haben Ihnen die Verantwortung für die Zukunft unseres Gesundheitswesens übertragen. Und wir alle richten damit große Erwartungen an Sie.

Von ihren Entscheidungen, liebe Koalitionäre, hängt es ab, ob wir auch den dringend notwendigen Kurswechsel schaffen, weg von einem kalten Strukturwandel, der durch ungeordnete Klinikschließungen viele Regionen ratlos zurück lässt. Von Ihnen hängt es ab, ob wir die Überregulierung und Bürokratie in unserem System reduzieren und damit mehr Zeit für die Behandlung und Pflege der Patientinnen und Patienten gewähren und ob wir durch angemessene Finanzierungsbedingungen für eine gute Personalausstattung und attraktive Arbeitsbedingungen sorgen können.

Die Pandemie hat gezeigt, dass sich die Politik auf die Krankenhäuser und ihre Beschäftigten verlassen kann, auch wenn es eng wird. Die Leistungsfähigkeit der deutschen Kliniken hat nicht nur dafür gesorgt, dass in allen Phasen der Pandemie jederzeit und überall die Versorgung auch der schwerkranken Covid-Patienten gesichert war. Wir Krankenhäuser haben es damit auch ermöglicht, dass bei uns in Deutschland kein kompletter Lockdown für die Wirtschaft beschlossen werden musste, der unsere Volkswirtschaft massiv geschädigt hätte. Ein leistungsfähiges Gesundheitswesen schützt die Menschen und die Wirtschaft, das wissen wir nicht erst seit dieser Pandemie, aber es ist uns nochmals eindrücklich vor Augen geführt worden.

Jetzt sind Sie am Zug, die Rahmenbedingungen für die Krankenhäuser in Deutschland grundsätzlich zu überdenken und zu verbessern. Es liegen wegweisende Entscheidungen vor uns und vor Ihnen. Entscheidungen, bei denen es darum geht, wie viel Zentralisierung des Leistungsgeschehens ,aber auch wie viel Wohnortnähe in der Krankenhausversorgung wir zukünftig haben werden. Dabei geht es bei weitem nicht nur um die Frage, ob Krankenhausbetten erhalten bleiben, sondern es geht auch darum, wie es gelingt, in den Flächenländern die Notfallversorgung zu organisieren, die Ausbildung für Medizinerinnen und Medizinern sowie für Pflegekräfte und andere Gesundheitsfachberufe. Krankenhäuser sind weit mehr als Orte der akutstationären Behandlung. Sie übernehmen zentrale Aufgaben für die Organisation und Sicherstellung der Gesundheitsversorgung insgesamt.

Die Bürgerinnen und Bürger, aber natürlich vor allem auch die Beschäftigten in den Kliniken erwarten Antworten und Entscheidungen - und damit ein Ende des kalten Strukturwandels.

All das sind große Aufgaben, für die man politischen Mut braucht und ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Unsere herzliche Bitte: Nehmen Sie sich die Zeit gemeinsam zwischen Bund und Ländern sowie den Beteiligten ein Zielbild zu erarbeiten, wie die Krankenhausversorgung in den kommenden Jahren und Jahrzehnten gestaltet sein soll. Erst, wenn sie dieses gemeinsame Ziel entwickelt haben, sollten Sie sich daran machen, die dafür passenden Rahmenbedingungen zu definieren.

Wir zählen auf Sie. Sie können auf uns zählen. Wir wissen, dass auch wir die Bereitschaft zeigen müssen, gemeinsam mit Ihnen die Versorgungsstrukturen bedarfsgerecht anzupassen. Wir wissen, dass dies auch einzelne Krankenhausstandorte Infrage stellen wird und regionale Überkapazitäten reduziert werden. Wir wissen aber auch, dass dort, wo die Versorgung gefährdet ist, Unterstützung benötigt wird, um Klinikstandorte weiter zu entwickeln und zu sichern.

Wir als Verantwortliche vor Ort in den Kliniken bieten Ihnen unsere Unterstützung an bei dieser schwierigen und verantwortungsvollen Aufgabe.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den deutschen Krankenhäusern in Medizin und Pflege aber auch allen anderen Bereichen setzen große Hoffnungen in Ihre politische Tatkraft und Ihren Gestaltungswillen.

Es grüßen Sie herzlich die Deutschen Krankenhäuser.

Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG