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Editorial

Mit gemeinsamer Kraft für Veränderungen

Wer glaubt, dass in wenigen Monaten, nach überstandener Pandemie, in unseren Krankenhäusern der Routinebetrieb beginnt und wir uns vor allem auf die bestmögliche Versorgung unserer Patientinnen und Patienten konzentrieren können, der irrt.

Die Pandemie hat dringend notwendige Reformen im Gesundheitsbereich und bei den für uns wichtigen Rahmenbedingungen nur vorübergehend an den Rand gedrängt. Bereits während der Koalitionsverhandlungen einer neu gewählten Bundesregierung im Herbst wird der Krankenhaussektor eine große Rolle spielen. Ein „weiter so“ kann und wird es nicht geben. Das Spektrum der Vorstellungen der Parteien und handelnden Akteure reicht vom Ende der Trägervielfalt bis hin zu einem deutlichen Kapazitätsabbau. Wie der Bund und 16 Länder hier zu gemeinsamen Vorstellungen nach der Bundestagswahl zusammen kommen, ist noch völlig offen.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft als hat sich in den zurückliegenden zwölf Monaten auf diese politische Diskussion intensiv vorbereitet. In diesen Tagen stellen wir unser Positionspapier vor, mit dem wir eine neue Krankenhauspolitik für Deutschland skizzieren wollen. Die Pandemie hat gezeigt, dass wir gemeinsam viel erreichen können, wenn wir uns auf unsere zentralen politischen Anliegen konzentrieren und diese auch mit einer Stimme vortragen. Im Detail sind unsere Interessenslagen vielfältig und bei weitem nicht immer deckungsgleich. Diese Heterogenität ist eine Herausforderung, aber gleichzeitig auch eine Stärke unseres Verbandes. Die Krankenhäuser sind der zentrale Pfeiler der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Dieses Gewicht wird die DKG in die Waagschale werfen. Krankenhäuser sind mehr als nur Anbieter akutstationärer Versorgung. Wir sorgen dafür, dass der Notarztwagen auch in der Fläche schnell vor Ort ist und Hilfe ermöglicht. Wir bilden den Nachwuchs in der Pflege aus und das weit über unseren eigenen Bedarf hinaus. Wir sind da, wenn die Menschen schnelle Versorgung brauchen, auch bei ambulanten Notlagen. Wir sind in der Lage, mit unseren interdisziplinären Teams komplexe ambulante Behandlungen zu ermöglichen.

Wenn es uns gelingt, auch bei den jetzt anstehenden Reformen unsere politischen Botschaften gemeinsam vorzutragen, haben wir die Chance, viel zu erreichen, im Interesse der Patienten und unserer Beschäftigten. Wir müssen jetzt über den Tag hinaus und deutlich weiter denken als nur bis zur nächsten Bundestagswahl. Die Bürgerinnen und Bürger sind sensibilisiert. Sie wollen nachhaltige Lösungen für die drängenden Probleme gerade im Bereich der Gesundheitsversorgung. Wir brauchen eine neue Balance zwischen Wirtschaftlichkeit, Qualität und Versorgungssicherheit. Es wird zu Veränderungen in der Krankenhausversorgung kommen. Die Finanzierung wird in Teilen neu geregelt. Die Beschäftigten müssen entlastet werden, wenn wir die Arbeit im Krankenhaus attraktiv halten wollen. Komplexe ambulante Angebote müssen zur Regelversorgung der Krankenhäuser werden. Digitale Vernetzung wird die Kooperation der Kliniken über Versorgungsstufen hinweg im Interesse der Patientinnen und Patienten verbessern. Standorte werden ihr Angebot aktiv an diese neuen Bedingungen anpassen.

Unser Ziel ist es, nicht auf die Reformvorschläge anderer zu reagieren, sondern unsere eigenen Ideen in den Mittelpunkt der politischen Debatte zu stellen. Das ist anstrengend, denn es erfordert die inhaltliche Auseinandersetzung auch mit den unterschiedlichen Interessen unserer Mitglieder. Aber es ist der Mühe wert, davon bin ich überzeugt. Unsere Rolle in der Selbstverwaltung sollten wir auch weiterhin konstruktiv und selbstbewusst wahrnehmen. Mein Wunsch ist es, dort gemeinsam mit unseren Partnern vertrauensvoll Kompromisse auszuloten und aufeinander zuzugehen.

Ich freue mich, den Verband in den kommenden Jahren in der Nachfolge unseres langjährigen Hauptgeschäftsführers, Herrn Georg Baum, als neuer Vorstandsvorsitzender führen zu dürfen. Herr Baum hat mir mit der Geschäftsstelle in Berlin eine engagierte und kompetente Mannschaft übergeben. Das sind hervorragende Startbedingungen. Liebe Leserinnen und Leser, ich bedanke mich schon heute bei Ihnen für einen offenen und sicher auch manchmal kritischen Diskurs über unsere Ziele und den richtigen Weg dorthin.

DKG-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerald Gaß