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Interviews und Meinungen

Im Gespräch mit Bernhard Ziegler, Krankenhausdirektor des Klinikum Itzehoe


Foto: Bernhard Ziegler

Die Corona-Pandemie stellt die Kliniken vor größte Herausforderungen. Wie bereiten Sie sich im Klinikum Itzehoe vor?

Wir organisieren zusammen mit dem Klinikum Nordfriesland und den Westküstenkliniken eine gemeinsame stationäre Versorgungsstruktur, um Patientenströme zu lenken und die stationäre Versorgung von COVID-19-Patienten auf die Kliniken in Itzehoe und Heide zu konzentrieren. Das von den drei Kliniken gemeinsam erarbeitete Konzept soll im Falle einer stark steigenden Zahl von Patienten mit COVID-19 die Leistungsfähigkeit der Krankenhausversorgung entlang der Westküste aufrechthalten.

Im Kern sieht das Konzept eine Trennung der Patientenströme vor. Demnach sollen alle infektiösen Patienten oder Patienten mit dem Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Infektion, die in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, in eines der beiden Schwerpunktkrankenhäuser in Heide und Itzehoe verlegt werden. Beide Häuser verfügen über eine hohe Anzahl von Beatmungsplätzen und schaffen gerade speziell abgetrennte Versorgungsbereiche für die stationäre Behandlung von Corona-Patienten. In den Kliniken Husum, Niebüll und Brunsbüttel sollen dagegen nach Möglichkeit keine Patienten mit einer Corona-Infektion aufgenommen und behandelt werden. Diese drei Kliniken sollen bei einer möglichen Zuspitzung der Lage die Grund- und Regelversorgung sowie die intensivmedizinische Behandlung nicht-infektiöser Patienten an der Westküste sicherstellen. Das Krankenhaus in Niebüll soll zusätzlich in eine standortnahe Lösung mit einbezogen werden.

Die Herausforderungen durch das Coronavirus können wir nur gemeinsam bewältigen. Mit unserem regional übergreifenden Versorgungskonzept schaffen wir die Strukturen dafür.

Was geschieht jetzt konkret, um der zunehmenden Anzahl von Covid-19-Patienten gewachsen zu sein?

In der letzten März-Woche ging es richtig los: Wir haben konsequent elektive Operationen verschoben, wie von der Politik gefordert. Wir haben nun 100 Betten frei, die Intensivstationen sind nur zur Hälfte belegt. Pro Kalendertag verbrennen wir auf diese Weise 150 000 €.

Wie können die Krankenhäuser das verkraften?

Eine Weile können wir das vielleicht durchhalten, wir brauchen aber verlässliche Zusagen, mit welcher Unterstützung wir rechnen können. Ich hätte es sehr begrüßt, wenn die Einigung zwischen AOK und Deutscher Krankenhausgesellschaft umgesetzt worden wäre, wenn also das Vergütungssystem außer Kraft gesetzt und uns Kliniken feste Budgets garantiert worden wären.

Sie gelten als ausgesprochen IT-affiner Krankenhausmanager. Hilft eine weitgehende Digitalisierung den Häusern bzw. Ihrer Klinik bei der Bewältigung der Corona-Krise?

Die Digitalisierung beschleunigt die Prozesse im Haus, macht gut informiert und produktiv. Die Aufnahme, das Entlassmanagement, auch die Abfrage nach zur Verfügung stehenden Pflegeheimplätzen funktioniert auf digitalem Wege besser und effizienter. Die IT macht aber auch ein Stück weit abhängig, und sie ist teuer. In der jetzt anstehenden Krise sind aber andere Fähigkeiten und Ressourcen wichtiger: Gute ausgebildete Ärzte und Pflegekräfte, ein gutes Team, das im Notfallmodus funktioniert.

Welche Lehren sollten Krankenhäuser aus der Krise ziehen?

Wir brauchen mehr speziell geschultes Personal für die Beatmung, auch müssen wir stärker als in der Vergangenheit die Ausstattung mit Intensivbetten stärken. Notfallpläne müssen für den Fall der Fälle immer wieder hinterfragt und aktualisiert werden.

Welche Lehren sollte die Krankenhauspolitik in Bund und Ländern (Krankenhausstruktur-Politik, KH-Planung etc.) für die Zukunft aus der Krise ziehen?

Ganz klar: Die Politik darf die Krankenhäuser nicht missachten. Wir verdienen mehr Wertschätzung als in der Vergangenheit. Wir müssen Kliniken, Betten- und Intensivkapazitäten vorhalten für Krisen wie wir sie gegenwärtig bewältigen müssen. Es ist vergleichbar wie bei der Feuerwehr: Sie muss jederzeit abrufbar sein, auch wenn es nicht brennt. Das gilt auch für ländliche Gegenden wir bei und in der Region Westküste. Auch dort sind ausreichende intensivmedizinische Kapazitäten unverzichtbar.